Der Adventskranz

– Ein historischer Rückblick auf drei Legenden in drei Jahrhunderten –

 

Der deutsche Adventskranz, ein aus Tannenzweigen gebundener Tisch- oder Deckenschmuck mit vier Kerzen und Schleifen verschönt, erstrahlte 1920 zum ersten Male in Hamburg. Die Legenden über diesen Brauch reichen als „Lichterkranz“ weit ins germanische Brauchtum zurück. Weitere Legenden berichten über skandinavische „Jul-Bräuche“ zum Ende der Herbstzeit am 21. Dezember, die bereits vom frühen Christentum beeinflusst waren.

 

Der erste einfache vierkerzige Adventskranz soll im Advent 1910 im schlesischen Riesengebirge gestrahlt haben, nachgewiesen durch Pastor Dr. Hennig 1937 in der „Hamburger Kirchenzeitung“ Nr. 12. Er verbreitete sich rasch in Deutschland als Teil der Adventszeit. Als der Theologe Johann Hinrich Wichern (1808-81) im „Rauhen Haus“ des Dorfes Horn zum 1. Advent 1839 ein „hölzernes Wagenrad“ an die Betsaaldecke für seine Waisenkinder hängte, begann er täglich eine kleine und für jeden Adventsonntag eine rote große Wachskerze zu entzünden. Erst 1860 schmückte man diesen „hölzernen Leuchter“ mit Tannengrün. Weitere historische Hinweise auf diesen „hölzernen Adventsleuchter“ gibt es nicht.

 

Pastor Wichern kann daher nicht der „Erfinder“ des heute bekannten vierkerzigen Adventskranzes gewesen sein. Neueste Erkenntnisse ergaben, dass etwa ab 1979 die Evangelische Kirchengemeinde Lippstadt i. W. die Tradition des „23-kerzigen Adventskranzes“ mit 24 Kerzen wieder aufnahm. Selbst im „Geburtsort“ des Holzkranzes, des fr. Dorfes Horn, wird in der Festschrift „Viva Horn“  700 Jahre Horn-Stadtteilfestival vom 8.-10.9.2006 nicht über diesen „hölzernen Lichterkranz“ berichtet (s. S. 28)! Es sollte aber auch festgehalten werden, dass das Dorf Horn zunächst für die Hamburger Stadtbürger des 19. Jahrhunderts ein Ausflugsziel war und damals nicht zur Stadt Hamburg gehörte. Erst 1894 wurde Horn ein Stadtteil Hamburgs! Zwar wird die Entstehung des vierkerzigen Adventskranzes seit 1910 in der freien Wissensbank „Wikipedia“ erwähnt; doch ist leider darüber nichts Näheres bekannt. Die Lichter des Adventskranzes sollten entgegen des Uhrzeigers von links mit der ersten Kerze am 1. Advent beginnend, angezündet werden.

 

Wie man die zwei sich widersprechenden Legenden über die Entstehung des Adventskranzes vereinigen könnte, überlegten ab 2004 die Hamburger ostschlesischer  Herkunft. Sie „erfanden“ den „essbaren Adventskranz“ und konnten ihn am 9.12.2006 in der kath. Gemeinde „Heilig Geist“ mit unserem Mäzen und Geschäftsführer der Kaffee-Großrösterei J. J. Darboven, Herrn Albert Darboven, der Öffentlichkeit vorstellen und neue Aspekte eröffnen. Mag damit dieser „Streit“ dreier Jahrhunderte endlich durch diese dritte Legende, den Adventskranzkeks, endgültig beigelegt sein. Beim Neujahrsempfang 2007 schenkten wir dem Ersten Bürgermeister Ole von Beust einen mit Adventskranzkeksen gefüllten Korb und am 12.10.2007 schenkten wir unserer Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel, im CCH ebenfalls einen „Talerteller mit Adventskranzkeksen“ und der Historie über den 23-kerzigen und den 4-kerzigen Adventskranz.

 

Liebe Leser, zufällig fand ich im „Arbeitsbrief des BdV von (?)“ das Gedicht „Unterm Adventskranz“ von Fritz Dittmer * 8.2.1889 in Stettin; dessen letzter Vers lautet:

 

Vier Kerzen, sie strahlen in traulichem Glanz,

Harzdüfte wehen aus frischgrünem Kranz.

Leis’ rieseln die Flocken, die Winde weh’n kalt.

Doch lasst uns frohlocken; denn Christkind kommt bald!

 

Weitere Hinweise zum Adventskranz erbitten wir unter Tel./Fax: 040-34 63 59 oder über

Internet: www.hdh-hh.de oder E-Mail: haus_heimat@web.de!

 

Wir wünschen für das neue Jahr 2015 alles Gute, Gesundheit, ein „Quäntchen“ Glück und weiter Erfolg!

 

 

Willibald J. C. Piesch